Ypern – vom Schlachtfeld zum Kirmesplatz
Die flämische Stadt wurde während des Ersten Weltkriegs von deutschen Soldaten vollständig zerstört. 100 Jahre später ist die Stadt vollständig rekonstruiert und ein Magnet für Touristen.
Gemeinsam mit 18 Jugendlichen aus Frankreich, Belgien und Deutschland bin ich unterwegs auf den Spuren Albert Londres, einem französischen Kriegsreporter zu Zeiten des Ersten Weltkriegs. Ein Jahrhundert nach Ausbruch des Krieges haben wir uns auf den Weg gemacht, um die Geschehnisse dieser „Urkatastrophe“ zu rekonstruieren und Museen und Gedenkstätten zu besuchen.
Eine unserer Stationen zu Beginn der Reise: Ypern, eine Kleinstadt in Belgien, die wie kaum ein anderer Ort zum Sinnbild für die Grausamkeiten des Kriegs wurde. Mehr als 600 000 Menschen verloren in Belgien ihr Leben.
Als wir aus unseren kleinen Bussen nahe dem Marktplatz in Ypern aussteigen, werden wir von dem Vanillegeruch der Goufle empfangen, wie die Waffeln in Belgien genannt werden. Popmusik aus den 90er Jahren schallt aus den Boxen der Kirmesbuden über den Marktplatz des pittoresken flämischen Städtchens unweit der französischen Grenze. In der warmen Augustsonne bummeln Touristengruppen über den Marktplatz der Kleinstadt.
100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird in Ypern nur noch mit Plastikgewehren auf Gummiblumen geschossen. Wer trifft, gewinnt einen weißen Stoffelefanten. Franzosen, Belgier, Briten und Deutsche amüsieren sich in den Gässchen zwischen den gotischen Fassaden. Heute prallen die europäischen Nationen nur noch in den Autoskooter auf Yperns Marktplatz aufeinander. Peter Mahieu, der in einem der vielen Museen der Stadt arbeitet, sagt schmunzelnd: „Mit Deutschen haben wir nur Probleme, wenn sie mehr als vier Bier getrunken haben.“
Jana Kugoth